top of page

Das Festival

Kultur ist immer auch (vielleicht sogar: vor allem) Begegnung mit dem Fremden. Ihre Vitalität ist das Resultat einer Irritation und Bereicherung, die diese Begegnung auslösen kann. Das Festival Vienna meets Prague in all seinen bisherigen Ausgaben fühlt sich dieser Herausforderung verpflichtet.

Die tschechische Kultur ist die eines – wie es der Philosoph Jan Patočka ausgedrückt hat – „kleinen“ Landes, aber sie ist in vielen Bereichen eine von Weltgeltung. In der Musik gilt das ohne Zweifel, ebenso in der Literatur. Namen wie Kundera und Hrabal haben die Literatur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entscheidend mitgeprägt. Nicht zu vergessen auch die vielen bilingualen Grenzgänger, die die Literatur bereichert haben, stellvertretend sei etwa die tschechisch-deutsche Autorin Libuše Moníková erwähnt.

Ein Festival, das sich der tschechischen Kultur verschreibt, hat diese große Tradition im Blick, möchte aber besonders auch die jungen Musiker:innen, Literat:innen und ihren unverbrauchten Blick auf die Gegenwart fördern. So haben wir es mit den Festivals der vergangenen drei Jahre praktiziert und so werden wir es mit der neuen Ausgabe fortsetzen. Besonders hinweisen möchten wir auf das Abschlusskonzert des Trio Klavis, das sich mit großer Begeisterung und Entdeckerfreude in die Tiefenschichten der mitteleuropäischen Musik begibt und diese neu belebt.

Ein fester Bestandteil des Festivals ist mittlerweile auch die tschech(oslowak)ische Neue Welle im Kino. Diese werden wir in bewährter Kooperation mit dem Nationalen Filmarchiv (NFA) in Prag mit einer wunderbaren Parabel von Věra Chytilová fortsetzen. Ebenso sollen auch in Zukunft diskursive Formate ein fester Bestandteil des Festivals sein: Wie erfahren Migrant:innen aus Tschechien Wien? Wie ist die tschechische Sprachgemeinschaft in der Stadt repräsentiert? Welche (oft vergessenen) Einflüsse der tschechischen Kultur finden sich in der Wiener Sprache, Literatur, Musik oder auch in der Küche?  Wie erfahren junge Menschen die Möglichkeiten von grenzübergreifenden Projekten in Kunst, Kultur, Ökologie? Das sind nur einige Fragen, die stellvertretend für viele das Anliegen dieses Festivals artikulieren.

Wir gehen mit diesem Festival schon in seine vierte Edition und sind stolz, es bis hierher so wunderbar geschafft zu haben. Und es geht weiter!

Anna Rendl und Ludger Hagedorn,

Künstlerische Leitung

Wien, im Juni 2023

bottom of page